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Mobbing kann jeden treffen

Martina Wendinger - Praxis für systemische Therapie - Blogartikel "Mobbing kann jeden treffen"

Die Mutter einer 9-Jährigen Tochter, die Mobbing ausgesetzt war, berichtet:

„Es gab da zur gleichen Zeit verschiedene Vorfälle. In der Klasse waren es hauptsächlich die Jungs, die unserer Tochter das Pausenbrot weggenommen haben, damit gespielt und sich darüber lustig gemacht haben. Dazu wurde ihr gesagt, dass sie zum Glück Stirnfransen hat, damit man nicht ihr ganzes Gesicht sehen muss. Da gab`s einige so „kleine“ gemeine Vorfälle. Unsere Tochter hat darauf dann selbst rebellisch reagiert und sich unter der Stunde der Lehrerin widersetzt, sodass sie zur Strafe bei der Direktorin Pinnadeln sortieren musste. Sie hat dann auch noch im Unterricht die digitale Tafel ausgeschaltet. Sie wollte damit erreichen, dass die Jungs sie cool finden und sie somit ihre Ruhe hat. Die „eigentlichen“ Freundinnen von meiner Tochter haben sich mit den Jungs verbündet und dann auf dem Boden im Schulhof in sehr groß geschrieben „Ein Mann macht Pipi auf …“ und noch schön dazu gezeichnet. Andere Kinder haben das der Direktorin gemeldet. Daraufhin wurden die Kinder in die Direktion zitiert, wurden befragt, mussten sich entschuldigen und das Geschmiere wegputzen. Die Eltern der Kinder wurden nicht informiert und auch sonst gab es keine Aufarbeitung. Wir fühlten uns allein gelassen.“

Betroffene Eltern bleiben mit einem Gefühl von Hilflosigkeit, Angst und Sorge um ihr Kind, mit Machtlosigkeit, Wut, Ärger und auch Traurigkeit zurück. Gespräche mit der Schule ändern oftmals nicht viel, oder verschlechtern im schlimmsten Fall die Situation für das eigene Kind. Oftmals sind Lehrpersonen in ihrem Auftrag überlastet und haben keine Ressourcen, um soziale Aufarbeitung von anliegenden Themen adäquat aufzuarbeiten.

Was also tun? Wie kann ich mein Kind unterstützen? Ich muss es jeden Tag wieder in der Schule schicken, wohlwissend, dass es ihm dort nicht gut geht, dass ihm möglicherweise wieder neue Anfeindungen drohen. Damit geht es einem als Elternteil nicht gut und Verunsicherung und Hilflosigkeit können sich ausbreiten.

Gespräche mit der Klassenleitung, der Schulsozialarbeiter:in, der Schulpsycholog:in und der Schulleitung können zur Aufklärung beitragen. Ihr Kind muss sich in der Schule sicher fühlen.

Was also kann ich tun, wenn ich den Verdacht habe, dass mein Kind gemobbt wird?

Wichtig ist es mit dem Kind in Kontakt zu bleiben, genau hinzuhören und das Kind und seine Erzählungen ernst zu nehmen. Versuchen Sie herauszufinden, welche Situationen und Vorfälle es gab. Wann genau und wie oft kommen Übergriffe vor und von wem? Gibt es andere Kinder, denen es gleich ergeht, oder die zuschauen?

Lohnend ist es, eventuelle Verbündete in der Schule, mit denen sich ihr Kind gut versteht, zu finden. Vielleicht können diese Ihrem Kind eine Unterstützung werden. Gibt es Kinder, mit dem sich ihr Kind den Schulweg teilen kann? Signalisieren Sie Ihrem Kind auf jedem Fall, dass es nicht allein gelassen wird in seiner Situation und dass Sie sich daran beteiligen die Vorfälle aufzuklären.

Erwarten Sie von Ihrem Kind keine Dinge, die es nicht erfüllen kann, wie zum Beispiel sich zu wehren oder der Lehrperson alles zu erzählen. Wenn Sie und Ihr Kind Unterstützung und Beratung brauchen, kontaktieren Sie mich gerne auch für kurzfristig vereinbarte Terminmöglichkeiten.

Sie benötigen Unterstützung? Vereinbaren Sie gerne einen Termin über mein Kontaktformular.

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